„Halt du sie dumm – ich halt‘ sie arm“, war seit jeher die Agenda zwischen Bischof und Fürst zur Zähmung und Ausbeutung des Pöbels. Über die Zeiten haben die entscheidenden Akteure lediglich ihre Legitimation geändert, um ihre Ziele propagandistisch zu verwirklichen.
Ein Meinungsbeitrag von Sven Brajer
Die einen schürten die Angst vor der fremden „Rasse“ (derzeit einmal mehr und völlig geschichtsvergessen als „der Russe“ bzw. „der Chinese“), die anderen vor der anderen „Klasse“. Daran hat sich auch in der aktuellen, momentan gelb-blau bzw. in Regenbogenfarben beflaggten deutschen Demokratur, dem „Corona-Regime“ (Herfried Münkler) nichts geändert, lediglich geben die zentralen Akteure dieses Mal vor mit Hilfe der digitalen Propaganda und Überwachungsinstrumente des 21. Jahrhunderts ein vermeintlich verheerendes Virus und das „Reich des Bösen“ im Osten, koste es den Steuerzahler was es wolle, zu bekämpfen. Parallel macht sich eine kleine, schon vor der Corona-Krise an den Macht- und Finanzhebeln sitzende zumeist selbsternannte „Elite“ die Taschen voll, während der Großteil der Gesellschaft massive freiheitliche und wirtschaftliche Restriktionen und Einbußen hinnehmen muss. Diese enormen Ungleichheiten zeichnen autoritäre bzw. totalitäre Regime aus. Erstaunlich ist der immer noch von rund 2/3 unerkannte Grad des Rückfalls in alte, seit 1989/1990 historisch überwunden geglaubte totalitäre Muster.
Unter dieser einer Gewerkschaft durchaus angemessenen aber dennoch provokanten Losung stand am 7. September eine öffentlich zugängliche Medienpolitische Tagung von ver.di und DGB, die sich im Wesentlichen mit der durch die aktuellen Ereignisse in Kritik geratene Rolle der Gremienräte befassen wollte.
In den Bereichen Medien, Überwachung, #Moralisierung und staatliche Pfründeverteilung gibt es einige Ähnlichkeiten zwischen der DDR und der BRD insbesondere ab 2020. Das Erkennen insbesondere viele #Ostdeutsche und gehen auf die Straße, wie am Montag auf dem symbolträchtigen Leipziger #Augustusplatz geschehen. In der Premiere des „Einheizpodcast“, der euch mindestens diesen heißen Herbst über begleiten wird, sind Medienethiker Aron Morhoff und Historiker Dr. Sven Brajer gleich in alle politisch-medialen Fettnäpfchen getreten: Sie wagten, die Narrative der „Corona-, Migrations-, Klima- und Energiekrise“ zu kritisieren.
Am Montag versammelten sich mehrere tausend Demonstranten auf dem Leipziger Augustusplatz, um gegen die antirussischen Sanktionen, die Deutschland mehr als Russland schaden und große Teile der Bevölkerung in Armut stürzen zu demonstrieren. Während das bundesdeutsche mediale Echo eindeutig ist, scheint festzustehen: Im Osten ist für viele das Maß voll.
„Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie längst verboten“ (Kurt Tucholsky)
Seit den 1970er Jahren ging die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen bis 2021 um etwa 15 Prozent zurück. Im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen konnte sich bei den letzten Landtagswahlen nur noch gut jeder zweite Wahlberechtigte für eine Partei an der Wahlurne begeistern. Neben der Angleichung und Austauschbarkeit der politischen Akteure und parteipolitischen Programme, gesellten sich zuletzt noch hierzulande unbekannte „Wahlpannen“ wie in Berlin hinzu. Viele Menschen fragen sich daher zurecht: Wozu noch wählen gehen?
Heimat. Familie. Religion – eine bis in das Zeitalter der Industrialisierung auch in westlichen Gesellschaften zusammenhängende Trias, welche den Menschen Halt gab, oder dies ihnen zumindest versprach. In der „Postmoderne“ mit ihren „Segnungen“ – wie gleichgeschalteten „Smart Cities“ und digitalem Nomadentum – wird vermittelt, dass dies alles nicht mehr wichtig sei. Doch erweist sich gerade ein starker Heimatbezug als Bollwerk gegen transhumanistischen Größenwahn und den überbordenden Zentralstaat.
Über dreißig Jahre nach der „Wiedervereinigung“ zeigt sich: Ost- und Westdeutschland haben immer noch nicht zueinander gefunden, die Kluft scheint seit den 2010er Jahren sogar größer geworden zu sein.
Ruine Spinnerei-Weberei Ebersbach, Oberlausitz, Sachsen (2016, Foto von André Joosse, https://www.urbex.nl/)
Während im Westen das Vertrauen in „den Staat“, in die etablierten Parteien und den Umgang mit den globalistischen Krisen unserer Zeit (Migration, „Gender“, Klimawandel, Corona, Ukraine-Krieg) unerschütterlich scheint, sieht das im Osten – wo die soziale Frage immer noch die entscheidende ist – ganz anders aus. Die Aussage: „Ihr denkt an das Ende der Welt, wir denken ans Ende des Monats“[1] beschreibt einen Hauptunterschied am besten: So verdienen im Jahr 2022 Westdeutsche immer noch durchschnittlich tausend Euro mehr pro Monat als Ostdeutsche.[2] Die historische Teilung zwischen Kapitalismus und „real existierenden Sozialismus“ wirkte sich verheerend aus: Konnte man im Westen Dank transatlantischer Schützenhilfe vierzig Jahre lang Wirtschaftswunder feiern, Eigentum anhäufen und vererben, war der Vermögensaufbau für Privatleute in der DDR nur schwer möglich. Folglich konnten dann auch nur die wenigsten Ostdeutschen – ganz abgesehen von der fehlenden Erfahrung – die „fetten Jahre“ an der Börse und am Immobilienmarkt in den Nuller und vor allem 2010er Jahren mitnehmen.
Doch auch kulturell lebt man in verschiedenen Welten: Während in Hamburg. München oder Düsseldorf Aufgewachsene mit Hollywood, Coca-Cola und Popcorn bzw. heute Netflix, Instagram und “Cookies” kulturalisiert sind und oftmals schon x-fach in den „[US-]Staaten“, Kanada oder Australien waren, fühlen sich rechts der Elbe die Ü30-Generationen eher mit ihren östlichen und südöstlichen slawischen Nachbarn und deren Anrainern mental, kulturell und kulinarisch verbunden: Von Tolstoi bis zu den Czerwone Gitary/Rote Gitarren, von der Soljanka bis zum Gulasch.
Dieser Blog will den Osten Deutschlands und seinen bodenständigen Menschen eine Stimme geben sowie um Verständnis für einen oft – aber nicht immer – ganz anderen Blick auf die Dinge werben – denn nach wie vor dominieren Westdeutsche zwischen Ostsee und Erzgebirge in den Spitzenpositionen in Wirtschaft, Politik, Justiz und Wissenschaft, während der gegenwärtige Anteil der Ostdeutschen bei den bundesdeutschen Eliten immer noch deutlich unterrepräsentiert ist.[3] Dass dazu der von Berlin und Brüssel immer stärker fabrizierte Zentralismus für alle Lebenslagen im mit großem Lokalpatriotismus und wachem Bürgergeist versehenen Sachsen, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern gar nicht gut ankommt, überrascht dabei wenig – genauso wie das Narrativ vom „rechtsradikalen“ und überflüssigen „Dunkeldeutschland“, verbreitet von Menschen aus Köln, Kassel oder Stuttgart, denen frei nach Uwe Tellkamp heute die Häuser am Dresdner Elbhang gehören[4], aber die noch nie einen Fuß an die Müritz oder in die Oberlausitz gesetzt haben.
Wenn sich dazu eine vermeintlich alternativlose Politik, umrahmt von tendenziösen Haltungsjournalismus, immer weiter von der Lebensrealität der Menschen verabschiedet und die vorhandenen demokratischen Institutionen und Prozesse zu einer Farce verkommen, wird es Zeit dem etwas entgegenzusetzen.